Der Polyprop von Robin Day – Mit englischem Understatement zum Welthit

Polyprop, Stuhl, Robin Day: Diese Kombination steht für eine Welterfolgsgeschichte im modernen Möbeldesign. Denn Day hat mit seinem „Polyprop“ echte Pionierarbeit geleistet. Der Stuhl des britischen Designers war weltweit der erste, der aus Polypropylen hergestellt wurde. Darüber hinaus ist Days Polyprop ein echter Design-Klassiker.

Polyprop von Robin Day verkauft sich 14 Millionen Mal

Als Robin Day den Polyprop im Jahr 1963 zur Fertigung freigab, konnte er wohl kaum ahnen, dass sich der stapelbare Stuhl bis heute über 14 Millionen Mal verkaufen würde. Wohl aber bewies der damals 48 Jahre alte Engländer ein feines Gespür dafür, wie man edles und hoch funktionales Stuhldesign einem breiten Publikum zugänglich macht.

Mit dem Polyprop, dessen Sitzschalen Day fortan aus dem namensgebenden Werkstoff Polypropylen im Spritzgussverfahren herstellen ließ, läutete er das Zeitalter der Massenproduktion von Thermoplast-Stühlen ein.

Nobelpreisträger erfindet Plastik-Werkstoff Polypropylen

Leicht, flexibel, resistent gegen Fremdstoffe und darüber hinaus wunderbar leicht in Form zu bringen: Der 1954 erfundene Plastik-Werkstoff Polypropylen war einfach zu gut, um nicht mit ihm zu arbeiten. Das hatte auch Robin Day erkannt. Sein Erfinder, der italienische Chemiker Giulio Natta, sollte für sein Schaffen 1963 sogar den Nobelpreis erhalten. Also genau zu der Zeit, als Day den edlen, minimalistisch wie clever designten Polyprop ersann.

Seit den 1950er Jahren hatten sich Designer daran versucht, Sitzschalen aus einem Guss zu fertigen.  Darunter Ikonen ihres Fachs wie die US-Amerikanerin Ray Eames und der Finne Eero Saarinen. Ihr Werkstoff der Wahl: Glasfaser, das für die Massenproduktion allerdings viel zu teuer war.

4000 Sitzschalen aus Polypropylen pro Woche

Polypropylen dagegen war um ein Vielfaches günstiger. Lediglich die Anschaffungskosten für die Spritzgießmaschinen waren gewaltig. Days Arbeitgeber, die Firma S. Hille & Co., ließ sie sich stolze 6000 britische Pfund kosten. Was heute circa 150.00 Euro entspräche. Eine einzelne Maschine konnte 4000 Sitzschalen pro Woche gießen, für eine einzelne benötigte sie lediglich eineinhalb Minuten.

Hille schickte die ersten 6000 Exemplare mit ihren schlanken, V-förmig auseinanderlaufenden Beinpaaren aus Stahl gratis an Architekten, Designer und Kritiker – mit durchschlagendem Erfolg. Kurze Zeit später fertigten weltweit 50 Fabriken den Polyprop in Lizenz. Ein Klassiker war geboren und Robin Day nun ein Star. Im Fortgang der 60er Jahre wurden unter anderem das Royal Shakespeare Theatre in Shakepeares Geburtsstadt Startford-upon-Avon und die 38.000 Sitzplätze im Olympiastadion von Mexiko City mit dem Polyprop ausgestattet.

Design-Studium am Royal College of Art

Bemerkenswerte Randnotiz: Nachdem sich Hilles erste Spritzgussmaschine als Montagsmodell herausgestellt hatte und fehlerhaft produzierte, wagte Days Arbeitgeber das kostspielige – und wie man heute weiß lohnenswerte – Invest in ein zweites Gerät. Daher lautet der offizielle Name des Polyprop „Mark II“.

Mit Abstand betrachtet war Days in Plastik gegossener Geistesblitz kein Zufall. Der Polyprop kam mit Anlauf. Robin Day wurde am 25. Mai 1915 in der englischen Kleinstadt High Wycombe, etwa 50 Kilometer westlich von London gelegen, geboren. High Wycombe galt zu Beginn des 20. Jahrhunderts als eine Hochburg der Möbelbranche. 16 Jahre jung, begann Day seine Ausbildung an der High Wycombe School of Art. Anschließend arbeitete er als Zeichner in der Möbelfabrikation.

Robin Day gewinnt Designer-Preis des Museum of Modern Art

1934 gewann er ein Stipendium am Royal College of Art in London. Dumm nur: Die Hochschule war seiner Zeit noch gar nicht auf Industrie-Design ausgerichtet. Doch Day wusste seine Studentenzeit zu nutzen. Er perfektionierte sein zeichnerisches Talent,  verschlang alles Lesbare zu den Themen Architektur und Design und besuchte eine Ausstellung nach der anderen. 1940 lernte er am Royal College seine Frau Lucienne kennen, mit der er 1948 nach dem Zweiten Weltkrieg ein Designbüro eröffnete. Für den Kriegsdienst war Day wegen seines Asthmas ausgemustert worden.

Schon kurz nach der Eröffnung ihres gemeinsamen Designbüros verzückte Day die Fachwelt. Zusammen mit Clive Latimer gewann er im selben Jahr den ersten Preis für Schrankmobiliar bei einem internationalen Wettbewerb des Museum of Modern Art in New York, ehe er ein Jahr darauf bei S. Hille & Co. anheuerte. Der Rest ist Design-Geschichte.

Mit der gleichen Hartnäckigkeit und Ausdauer, mit der Day zeitlebens seiner Arbeit als Designer nachging, verfolgte er auch seine extremen Hobbys, unter anderem Klettern und Bergsteigen. Was angesichts seiner Atemwegserkrankung umso erstaunlicher war. Noch mit Mitte 60 führte ihn eine Ski-Tour 2500 Kilometer weit durch Lappland, Finnland, Schweden und Norwegen. Seine wohl größte sportliche Leistung: die Besteigung des 5200 Meter hohen Mount Kenya. Im bescheidenen Alter von 76 Jahren.

Robin Day starb am 9. November 2010 im Alter von 95 Jahren. Seine Designkunst wird der Welt erhalten bleiben.




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