Zum Tod von Luigi Colani – Würdigung eines visionären Design-Genies

Er war der personifizierte Gegenentwurf zur Bauhaus-Schule und das Enfant terrible der deutschen Designlandschaft. Mit seinem bedingungslosen Konzept der runden Formen brachte er es zu großer Berühmtheit, war aber zeitlebens auch umstritten. Jetzt ist Luigi Colani im Alter von 91 Jahren in Karlsruhe gestorben.

Geschwungene Designsprache, kantiger Charakter

„Meine Welt ist rund“, sagte Colani über sich, und ließ an dieser Aussage zu keiner Zeit Zweifel aufkommen. Gerade Linien und rechtwinklige Formen, wie sie das Industriedesign der Bauhaus-Ära prägten, waren ihm verhasst. Was seiner Feder entstammte, war rund, geschwungen, ausladend, und stets von einer gewissen Extravaganz – so wie Colani selbst.

Viele Entwürfe waren seiner Zeit weit voraus, muteten radikal und futuristisch an. Anhänger feierten ihn dafür als Visionär und Meister der organischen Formen. Kritiker sahen in ihm einen überschätzten Egozentriker. Colani war das egal. Er hielt an seiner Linie fest und scheute sich nicht, ganze Branchen oder gar die komplette Designerzunft regelmäßig mit seinen Aussagen vor den Kopf zu stoßen.

Aufstieg als Karosserie- und Möbeldesigner

Der als „Popstar des Designs“ oder „Da Vinci des Kunststoffs“ gefeierte Designer wurde 1928 als Lutz Colani in Berlin geboren. Nach einem abgebrochenen Studium der Bildhauerei studierte er Aerodynamik und Ultraleichtbau in Paris. Seine Karriere startete er als Karosseriedesigner für verschiedene Automobilhersteller, unter anderem Fiat, Alfa Romeo und Lancia. In dieser Zeit gab er sich auch den Namen Luigi.

In den 1960er und 1970er Jahren machte Colani sich dann als Möbeldesigner einen Namen. Er entwarf Möbelserien und Einzelstücke für namhafte Hersteller wie COR, Flötotto, Kusch + Co., Fritz Hansen oder Poggenpohl. Bekannte Modelle aus dieser Zeit sind beispielsweise der Garden Party Stuhl, der Orbis Sessel, die TV Relax Liege oder das modulare Pool Sofa.

Revolutionäre Produktdesigns: Colani wird allgegenwärtig

Mit der Aufmerksamkeit wuchs auch Colanis Betätigungsfeld. Plötzlich wollten Hersteller von Haushaltswaren über Elektronikartikel bis zu Sanitärkeramik alle den charakteristischen, wellenförmig geschwungenen Colani-Schriftzug auf ihren Produktlinien sehen. Colani war damit der erste Designer, der es verstand, seinen Namen zur Marke zu machen.

Bald war kein Lebensbereich mehr vor seinem Arbeitseifer sicher. Kein Alltagsgegenstand war Colani zu banal, um nach seinen Vorstellungen geformt zu werden. Vom Colani-Teeservice bis zur Colani-Toilettenbrille erhielt alles über Kameras, Kopfhörer, Kugelschreiber, Computermäuse, Biergläser oder Klaviere den typischen Colani-Schwung. Unternehmen wie Sony, Canon, Minolta, Villeroy & Boch, Grohe, Rosenthal, Adidas oder Citizen machten ein gutes Geschäft mit dem Namen Colani – und Colani mit ihnen.

Ende des Colani-Hypes und neue Aufgaben in Asien

Gegen Mitte der 1990er Jahre stieß der Personenkult um Colani in Deutschland jedoch an seine Grenzen. Bei vielen Unternehmen, gerade im Automobilbereich, waren Colanis streitbarer Charakter und sein Unwille zur Anpassung schon früher in Verruf geraten. Einige Designerkollegen forderten wegen Colanis ständiger verbaler Angriffe sogar ein Berufsverbot für die Berliner Schnauze mit dem Schnauzbart.

Colani zog es daraufhin nach Asien. In Japan und China sah er seine Qualitäten besser gewürdigt. Viele seiner Großprojekte wurden jedoch auch hier nicht umgesetzt. Colani fokussierte sich stets auf die unbestreitbaren Vorteile seiner Entwürfe. Wirtschaftliche Aspekte kümmerten ihn dagegen wenig. So reduzierten viele seiner Karosserien den Kraftstoffverbrauch und erhöhten die Geschwindigkeit, waren jedoch im Design zu radikal und in der Herstellung zu teuer. „Das Scheitern“, so sah es Colani, „liegt auf der anderen Seite“.

Ein ruheloser Designer, seiner Zeit weit voraus

Bis zuletzt war der stets in weiß gekleidete Designer rastlos in seiner Arbeit und unnachgiebig in seinem Urteil. In dem „Mist, der uns umgibt“ schöpfte er „negative Inspiration“ und Motivation zugleich. Selbst mit 90 Jahren plante er noch, die Automobilwelt umzukrempeln. Gelingen sollte es ihm nicht. Er erlag mit 91 Jahren in Karlsruhe einer schweren Krankheit.

Der Welt hat Colani seinen Stempel aufgedrückt. Viele seiner insgesamt mehr als 4000 Entwürfe und Projekte blieben jedoch unverwirklicht. Auch ein geplantes Colani-Museum blieb ihm verwehrt. Ob die Zukunft ihm Recht geben wird? Ein nachdenklicher Colani sagte einmal in einem Interview: „Ich habe in keine Zeit gepasst.“

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